Charleston, Pancake Rocks und Hokitika
Als wir aufwachen sehen wir die Umgebung unserer Unterkunft zum ersten Mal im Hellen. Es gibt eine süße Terrasse und wir können sogar das Meer sehen, wenn wir aus dem Fenster schauen. Als erstes genießen wir unser Frühstück – so ein luxuriöses Frühstück hatten wir bisher in Neuseeland noch nicht und wir können gar nicht alles probieren. Die für den englischsprachigen Bereich typischen Aufstriche Marmite und Vegemite probieren wir auch mal, aber sie sind schon sehr speziell – es schmeckt ein bisschen so als würde man Maggi auf sein Brot schmieren.
Sarah hatte uns einen kleinen Loop Track unten am Meer empfohlen und da er nur 5 min zu Fuß weg ist, laufen wir die paar Meter bis zum Meer. Schon von weitem sehen wir, dass heute eine sehr raue See herrscht und zusammen mit der Felsenküste von Charleston ergibt das ein imposantes Schauspiel. In den wilden Wellen entdecken wir tatsächlich eine Robbe – unsere erste Robbe, die wir in Neuseeland sehen.
Bevor wir uns von Sarah verabschieden, erzählt sie uns noch, dass sie deutsche Wurzeln hat (tatsächlich schon unsere zweite Gastgeberin mit deutschen Wurzeln) und dass die Schnee-bedeckten Berge, die wir im Landesinneren sehen, sehr untypisch sind, da das Wetter hier in der Regel sehr gemäßigt ist.
Wir nehmen den State Highway 6 in Richtung Süden. Die Strecke ist sehr malerisch, große Teile fahren wir direkt am Meer und im Landesinneren sieht man die – teils Schnee bedeckten – Berge. Es gibt auch immer wieder die Möglichkeit an der Straße zu halten und den Ausblick zu genießen.
Unser erster größerer Zwischenstopp sind die Pancake Rocks. Sie heißen so, weil sie aussehen wie gestapelte Pancakes – passenderweise gibt es dort im Restaurant dann Pancake Stacks – für 27 NSD sind sie uns dann aber doch etwas zu teuer. Stattdessen gehen wir den gut ausgebauten Rundweg entlang der Pancake Rocks. Zunächst geht es durch etwas Wald. Das Besondere sind hier die Nikau-Palmen und der Flachs, die bei dem milden Wetter hier gut wachsen. Dann kommen wir zu den Pancake Rocks. Die Pancake Rocks sind vor 30 Millionen Jahren aus den Ablagerungen winziger Fragmente toter Meerestiere und -pflanzen auf dem Meeresboden entstanden. Da etwa 2 km unter der Meeresoberfläche ein großer Wasserdruck herrschte, verfestigten sich diese Ablagerungen in harten und weichen Schichten. Später wurde der Kalkstein durch seismische Einwirkungen allmählich über den Meeresboden gehoben. Durch Regen, Wind und Meerwasser haben sich dann teilweise bizarre Formen ergeben.
Beeindruckend sind auch die Blowholes. Hierbei kann es durchaus mal sein, dass man etwas nass wird, wenn ein komprimiertes Wasser-Luft-Gemisch aus den darunterliegenden Höhlen entweicht. Schließlich können wir auch mal wieder Vögel beobachten, die sich die Pancake Rocks zu ihrem zu Hause gemacht haben: Die Taraseeschwalben. Bald beginnen sie wohl mit dem Brüten auf den Pancake Rocks.
Nach einer weiteren guten Stunde Fahrt entlang der Westküste erreichen wir Hokitika, ein kleines, beschauliches Städtchen, welches für seinen Greenstone (Pounamu) bekannt ist. Wir parken, schlendern durch die Straßen und tingeln ein bisschen durch die Galerien. Pounamu kaufen wir zwar keinen, aber dafür finden wir trotzdem ein paar hübsche Dinge. Danach laufen wir zum Strand, welcher riesige Mengen an angeschwemmten Holz beherbergt. Viele Personen haben damit kleine Kunstwerke gebaut. Wir laufen bis zum Sunset Point, einer kleinen Landspitze, die ins Meer hineinragt. Vor 9 Jahren hat Marina hier den Sonnenuntergang beobachtet, heute sind wir dafür zu früh, aber der Ausblick ist trotztem schön.
Ein letztes Ziel für heute haben wir noch: Die Hokitika Gorge. Wir checken noch schnell in unserer Unterkunft ein und fahren dann die 30 min bis zum Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung. Wir sind erst gegen 17:30 Uhr dort und da es noch relativ früh dunkel wird, sind wir uns nicht sicher, ob wir es noch bis zum Ende des Weges schaffen. Laut Schild dauert der Weg 1.5 h und nach unserer gestrigen Erfahrung mit den Whisky Falls trauen wir der Angabe nicht… Deshalb laufen wir zuerst zum Lookout Point. Hier können wir schon tolle Ausblicke auf das türkisblaue Wasser der Schlucht werfen und das motiviert uns noch ein paar Meter entlang des richtigen Wegs zu gehen. Der Weg führt zuerst durch ein Waldstück mit vielen Farnen und Moos- und Flechten-bewachsenen Baumstämmen, bevor wir mit den ersten Ausblicken auf den Fluss belohnt werden. Schließlich kommen wir zu einer großen Hängebrücke, laut Tafel sollte man dorthin 30 min laufen – wir sind aber maximal 15-20 min gelaufen. Deshalb wagen wir es und laufen noch etwas weiter und wir werden belohnt, wir kommen bereits nach kurzer Zeit am Ende des Weges an, der einem noch einmal wunderschöne Blicke auf die Schlucht liefert. Wir klettern auf ein paar Felsen und es kommen zwei Silvereyes vorbei (in deutsch Graumantelbrillenvogel – wer sich wohl immer diese deutsche Vogelnamen ausdenkt?). Das sind wirklich süße, quirlige Vögelchen und wir versuchen jetzt auch mal das Video vom Silvereye als Link einzubetten. Es kann sein, dass es einen Moment dauert bis das Video geladen hat – gebt uns gerne Feedback, ob ihr das Video anschauen konntet. 😊
So langsam setzt die Dämmerung ein, deshalb laufen wir den Weg dann zurück (wobei Sebastian insgeheim hofft, dass uns ein Kiwi über den Weg läuft – aber dafür ist es dann doch noch zu hell). Die Hokitika Gorge ist auf jeden Fall phänomenal schön und absolut empfehlenswert! Es war eine super Entscheidung, trotz der späten Uhrzeit noch zur Schlucht zu fahren.
Learning of the day: Traue den neuseeländischen Zeitangaben bei Wanderwegen nicht!